EinzeltierhaltungKatzen sagt man neun Leben nach Vorurteile im allgemeinen und über Katzen im besonderen sind noch zählebiger. "Gott schuf die Katze, damit der Menschen einen Tiger zum Streicheln hat", vermutete Victor Hugo. Sicher hat sich Gott noch etwas mehr dabei gedacht. "Eine heruntergekommene Prinzessin aus dem Löwengeschlecht" (Goethe), ungeselliges Reviertier, stolze Einzelgängerin - nennt man sie auch heute noch. Wenn Gesellschaft - dann sucht sie sich nur die Gesellschaft des Menschen. Denn es sei nun mal ihre Art, am liebsten ohne Artgenossen zu leben. Lauter hübsche Halbwahrheiten. Kein Einzelgänger Eins der unbegründeten Vorurteile ist, dass alle Katzen Einzelgänger seien, sagt der renommierte Verhaltensforscher Dr. Dennis C. Turner, Universität Zürich. Mit dieser Erkenntnis ist er kein Einzelgänger, denn in Wirklichkeit, so eine Untersuchung des berühmten Verhaltensforschers Prof. Paul Leyhausen, sind Hauskatzen untereinander durchaus gesellig, haben oft sehr freundschaftliche Beziehungen. Man kennt die "Bruderschaft der Kater", einen lockeren Verband mehrerer Kater mit einer sozialen Hierarchie. Und das "gesellige Beisammensein" der Katzen, ein oft langes Zusammentreffen in der Nähe ihrer Reviere. Es hat nichts mit der Paarungszeit zu tun, sondern ist eine friedliche Party meist abends oder nachts. Wer "Cats" gesehen oder gehört hat, kann ein Lied davon singen. Also: Katzen sind keineswegs Einzelgänger, sind gerne mit Artgenossen zusammen. Freilaufende Katzen haben dazu auch Gelegenheit. Allerdings - Katzen, die in den Garten dürfen, über die Straße laufen oder durch die freie Natur streichen, leben zwar natürlicher, aber auch gefährlich. Über eine halbe Million Katzen werden jährlich (in Deutschland, Österreich und der Schweiz) überfahren oder erschossen. Am sichersten leben Katzen im Haus, in der Wohnung oder in einem katzensicher gemachten Garten. Fest steht: Katzen, die in der Wohnung leben, haben eine zehnmal so große Lebenserwartung wie freilaufende Katzen. Der Mensch beschützt sie, gibt ihnen ihr Revier zum Schlafen, Dösen, Verstecken, er versorgt sie - das Einzige, was er ihnen nicht ständig geben kann, ist er sich selbst. So sind z.B. 70% der Single-Katzenhalter berufstätig. Ihre Katze ist oft den ganzen Tag allein. Aber auch wer zu Hause ist, ist nicht immer da für die Katze. Partner Mensch Nun ist es zwar beruhigend zu wissen, dass eine Katze sich lange ausgiebig mit sich selber beschäftigt und auch viel schläft. Denn wie so ein typischer Katzenalltag aussieht, haben Tierverhaltensforscher im englischen Waltham Center, Weltautorität für Heimtierhaltung und Ernährung, mit versteckten Videokameras bei vielen Katzen gefilmt. Mit ganz geringen Abweichungen spielt sich das immer so ab: Etwa 9 Stunden schläft sie, weitere 5 Stunden döst sie, kriegt aber alles mit. Fast 4 Stunden putzt sich das reinlichste Haustier, etwa 2 Stunden flaniert sie durch die Wohnung und rund 4 Stunden spielt sie - wenn es sein muss ganz allein. Aber wenn es nicht sein muss, natürlich viel lieber mit ihrem Menschen oder einem Artgenossen, einer zweiten Katze. Drei im Glück Denn auch das blieb der versteckten Kamera nicht verborgen: Zwei Katzen spielten selig miteinander: ausgelassen oder zärtlich. Wilde Tobespiele oder genüssliche Reck- und Streckspiele. Dann geht jede mal wieder andere Wege oder sie schlafen und dösen behaglich nebeneinander. Keine Minute Langeweile. Ein schönes Gefühl für den Menschen, wenn er nicht da sein kann. Ein herrlicher Spaß, wenn er dabei, zuschaut oder mitmacht. Drei im Glück. Übrigens, dass zwei Katzen glücklicher, zufriedener sind, ergibt sich aus der Erfahrungstatsache, dass zwei Katzen zusammen länger leben. Zwei Katzen - welche Voraussetzungen brauchen sie? Eigentliche die gleiche wie eine. Wo genügend Platz für eine Katze ist, da ist meistens auch Platz für zwei. Hauptsache, jede hat ihren eigenen Schlafplatz (Korb, Kiste mit Schlafdecke), ihre eigene Katzentoilette (möglichst) und ihren eigenen Futter- und Wassernapf (unbedingt). Zur Ernährung ist nicht viel zu sagen, denn Fertigfutter liefert alles, was Katzen brauchen, ist sozusagen das "artgerechte Beutetier" in der Dose. Ihre jeweiligen Lieblingsplätze suchen sie sich von selbst aus. Wenn eine zweite Katze, wann eine zweite Katze? Am besten gleich zwei auf einmal. Ideal sind zwei Kätzchen aus dem gleichen Wurf. Wer sie aussuchen kann, sollte zwei Wurfgeschwister nehmen, die gemeinsam spielen. Die mögen sich jetzt schon, raufen sich nach kleinen Balgereien schnell zusammen, werden unzertrennliche Freunde. Zwei Kater, zwei Katzen - oder lieber ein Pärchen? Zur Frage welches Geschlecht das verträglichere ist, meint Katzenforscherin Dr. Mircea Pfleiderer, Universität Insbruck: "Nach meiner persönlichen Erfahrung sind Kater eher dazu bereit, miteinander Freundschaft zu schließen als Katzen. Im allgemeinen ist es ratsam, Katze und Kater zu kombinieren." (Wobei, wenn kein Nachwuchs erwünscht ist, beide rechtzeitig kastriert werden müssen). Rassekatze und Hauskatze - geht das gut? Bei Katzen aus dem gleichen Wurf erübrigt sich die Frage. Ansonsten gibt es unter Rassekatzen und Hauskatzen (über 90% der fast 10 Millionen Katzen in Deutschland, Österlich und der Schweiz sind ganz normale Hauskatzen) weder Standesdünkel noch Minderwertigkeitskomplexe noch Rassenvorurteile. Tiere sind auch hier menschlicher. Eine Katze ist schon da, wie verträgt sie sich mit der Zweiten? Wenn die zweite Katze älter ist, sollte sich der Mensch nicht einmischen. Die beiden arrangieren sich schon von allein. Wenn die zweite Katze noch ganz jung ist, respektiert sie die angestammten Vorrechte der Älteren, paßt sich an. So ein kleines Kätzchen weckt den Beschützerinstinkt, sprich den Brutpflegetrieb an - auch beim Kater! Daraus können die zärtlichsten, dauerhaftesten Katzenfreundschaften entstehen. Wichtig ist nur, dass das neue Kätzchen möglichst um 12 Wochen alt und darum besonders lern- und anpassungsfähig ist. Wenn die zweite Katze zwar noch jung ist, aber die erste Katze schon lange im Hause lebt, wird der Neuling zunächst nicht mit offenen Pfoten empfangen. Er wird erstmal als Eindringling in das Stammrevier empfunden und mit Misstrauen betrachtet. Zumal der "Neue" aufgrund seines Alters manchmal auch frech wie Oskar auftritt, mit jugendlicher Unbekümmertheit alles erkundet - ohne Respekt. Aber auch wenn der/die "Neue" ganz verängstigt wirkt, stimmt es den Alteingesessenen nicht viel milder. Jetzt nicht den Fehler machen, das arme Kätzchen zu bedauern, zu bevorzugen. Im Gegenteil, jetzt muss der Mensch der "Alten" besonders viel Aufmerksamkeit schenken, sie liebevoll streicheln und mit ihr schmusen. Damit gar nicht das Gefühl aufkommt, sie würde unter der "Konkurrenz" leiden. Das dauert seine Zeit. Berufstätige sollten dafür am besten ein paar Tage Urlaub nehmen. Zeit, die sich auszahlt durch eine lange Freundschaft zwischen Katzen und Menschen. Wenn es zunächst einmal Streit gibt, ein paar bewährte Tipps: Damit die beiden sich "besser riechen" können: Duft verbindet. Den vertrauten Hausgeruch bekommt der Neuling, wenn man ihm einen vielgetragenen Pullover auf seinen Schlafplatz legt oder sein Fell damit behutsam abreibt. Auch der Hauch einer Prise von Frauchens Handsalbe oder Herrchens Rasierwasser sind geeignet. Hauptsache, es ist der "Stallgeruch". Wenn´s kein Fauchen mehr gibt, keine Pfotenhiebe, rückt alles friedlich zusammen. In der Eingewöhnungszeit ist es wichtig, viel mit beiden Katzen zu spielen. Abwechselnd mit einer anfangen und dann die zweite mit einbeziehen. Spielen schafft Vertrauen. Zwei Katzen gut - drei Katzen besser? Katzen spielen gern und viel, aber keinen Skat. Sie brauchen keinen dritten Mann. Bei drei Katzen ist öfters Ärger vorprogrammiert, eine fühlt sich oft als fünftes Rad am Wagen. Viele Verhaltensforscher raten deshalb von drei, vier oder mehr Katzen ab. Aber es gibt auch Beispiele sehr fröhlicher Katzen-Trios oder Katzen-Quartette. Auch wenn es paradox klingt: Zwei Katzen machen es einem doppelt leicht. Denn, egal wer während des Urlaubs täglich mindestens einmal nach den Katzen sieht und sie versorgt, ob Nachbarn oder Freunde aus dem Catsitter Club, zwei Katzen machen kaum mehr Arbeit, aber der Mensch im Urlaub ist beruhigt, weiß: Die beiden langweilen sich nicht, sind nicht so beleidigt - auch wenn sie bei der Rückkehr ihres geliebten Menschen erstmal so tun. Fazit: Eine Katze ist gut für den Menschen. Zwei Katzen sind besser für die Katze und für den Menschen. Zwei Katzen, doppeltes Glück. Anmerkung: Dieser Beitrag will auf gar keinen Fall Katzenfreunde, die seit Jahren mit einer Katze harmonisch und glücklich zusammenleben, das Gefühl vermitteln, sie hätten etwas verkehrt gemacht, und die Katze hat es bei ihnen nicht gut. Die Katzen würden protestieren. Und wenn ein älterer Mensch seinen Lebensabend mit seiner Katze verbringt, viel Zeit zum Schmusen hat - dann sollte er es auch beim Alten belassen. Und wenn die Wohnung so klein ist (ein winziges Einzimmer-Appartement), dass gerade eine Katze ein ruhiges Eckchen für sich hat, dann ist auch von einer zweiten Katze abzuraten. |
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