Gesundheit der Katze - VirenWas sind Viren?
Der Begriff "Virus" kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Schleim, Gift. Bei den Viren handelt es sich um äußerst kleine Krankheitserreger, die in Form von Partikeln bei allen Säugetieren vorkommen. Sie können nur unter dem Mikroskop dargestellt werden. Die Größe der verschiedenen Viren variiert zwischen 20 und 300 nm (Nanometer=10-9 m), womit sie 3 bis 50 Mal kleiner sind als Bakterien. Allen Viren gemeinsam ist, daß sie sich nicht selber vermehren können, sondern auf lebende Zellen angewiesen sind.
Die genetische Information eines Virus ist in einer sogenannten Nukleinsäure enthalten, die zusammen mit den Eiweißmolekülen im Viruskörper enthalten ist. Bei einigen der für die Katze wichtigen Viren ist dieser Virusinnenkörper von einer Hülle umgeben, welche aus Fett- und Eiweißmolekülen aufgebaut ist. Diese Hülle wird dem Virus von der Zelle zur Verfügung gestellt, in welcher die Virusvermehrung stattgefunden hat. Da die Hülle nicht sehr stabil ist, können Viren mit Hülle im Allgemeinen sehr leicht durch Desinfektionsmittel oder auch durch gewöhnliche Haushaltsseifen inaktiviert werden.
Dagegen sind Viren ohne Hülle in der Regel gegen Desinfektions- und Reinigungsmittel wesentlich widerstandsfähiger. Als besonderes Beispiel gehört hierzu auch das Parvovirus, daß bei den Katzen die Katzenseuche auslöst. Es ist in der Außenwelt außerordentlich stabil.
Vorbedingung für eine Virusinfektion ist die Virusvermehrung im Katzenkörper. Dazu muß das Virus in die Körperzelle eindringen können, wo das genetische Material durch die Maschinerie der Zellen vermehrt und auch die Viruseiweiß-Stoffe hergestellt werden.
Eine durch ein Virus infizierte Zelle kann Tausende von Viruspartikeln nach außen freisetzen, ohne daß sie dabei zugrunde geht (Beispiel: Leukämievirus). In vielen Fällen wird die Zelle während der Virusvermehrung jedoch zerstört, und es kommt erst nach Untergang der Zelle zur Freisetzung der Viruspartikel (Beispiel: Virus der felinen infektiösen Peritonitis).
Im Anschluß an die meisten Virusinfektionen der Katze kommt es zur vollständigen Genesung. Der Heilungsprozeß wird ermöglicht durch ein wirkungsvolles Funktionieren des Immunsystems. Durch das Immunsystem können sogenannte Antikörper gebildet werden, die in der Lage sind, sich ganz spezifisch an Viruspartikel anzulagern und diese dadurch zu neutralisieren. Neben den Antikörpern produziert das Immunsystem auch weiße Blutzellen, sogenannte Lymphozyten, welche infizierte Zellen erkennen und eliminieren können.
Wie man sieht, ist die Katze also in einem hohen Maße auf ein funktionierendes Immunsystem angewiesen, falls sie Virusinfektionen überleben soll. Heute gibt es gegen fast alle viralen Infektionskrankheiten der Katze Impfstoffe.
Fatalerweise jedoch nur gegen fast alle. Bei der Anwendung der Impfung ist es aber wichtig, daß diese nur dann Aussicht auf Erfolg hat, wenn die Katzen nicht schon mit dem entsprechenden Virus infiziert sind. Da viele Infektionskrankheiten zu einer Schwächung der Immunabwehr führen, ist es ferner eminent wichtig, daß nur gesunde Katzen geimpft werden. Der Tierarzt wird die zu impfende Katze anläßlich der Impfung zwar untersuchen, die Beobachtung der Katze durch den Besitzer ist aber in vielen Fällen mindestens so wichtig, da der Besitzer z.B. Freßunlust oder Schnupfensymptome (Niesen) bei seiner Katze zu Hause besser feststellen kann als der Tierarzt in seiner Praxis. Virusinfektionen sind in vielen Fällen nicht nur für die Katze sondern auch für den Tierbesitzer und den Tierarzt belastend, da die bei Bakterien wirksamen Antibiotika gegen Viren keine hemmende Wirkung zeigen. Damit Virusinfektionen wirkungsvoll bekämpft werden können, ist die Kenntnis der Übertragungsmechanismen, der Hygienemaßnahmen und Impfmöglichkeiten äußerst wichtig.Krankheitsbild und Verlauf:
Beim Katzenschnupfen handelt es sich um eine Erkrankung des Nasen- Rachenraumes, in vielen Fällen auch der Bindehäute der Augen.
Die Krankheit tritt am häufigsten bei jungen Katzen im Alter von sechs bis zwölf Wochen auf. Die Dauer zwischen Infektion und ersten klinischen Symptomen beträgt wenige Tage. Die ersten Krankheitszeichen äußern sich als Niesen. Wenig später wird ein wässeriger Nasen- und Augenausfluß beobachtet. Oft, aber nicht immer, bleibt die Freßlust erhalten. Meistens verschwinden die Krankheitssymptome nach zehn- bis zwölftägiger Krankheitsdauer von selbst. Gelegentlich kommt es aber zu sogenannten Sekundärinfektionen, also zusätzlichen Infektionserkrankungen bedingt durch Bakterien, welche üblicherweise nicht zur Erkrankung führen. In diesem Fall wird der Nasenausfluß eitrig und die Entzündungserscheinungen können sich auch auf die Nebenhöhlen der Nase ausdehnen. Dies Sekundärinfektionen durch Bakterien können durch Verabreichung von Antibiotika tierärztlich behandelt werden.Das Virus und die Übertragung:
Der Katzenschnupfen kann durch zwei Viren verursacht werden, nämlich das Herpesvirus der Katze und das sogenannte Calicivirus. Aufgrund der Krankheitssymptome läßt sich die Ursache des Schnupfens in der Regel nicht genau erkennen, auch wenn das Herpesvirus eher zu Nasen- und Augenausfluß und das Calicivirus eher zu Veränderungen auf der Zunge führt.
Die Ansteckung einer empfänglichen Jungkatze erfolgt meistens durch den direkten Kontakt mit einem infizierten Tier, welches das Herpesvirus, das Calicivirus oder in schlimmen Fällen beide Viren mit dem Ausfluß oder durch Niesen freisetzt. Durch die Genesung kommt es aber nicht automatisch zu einem Abbruch der Virusausscheidung. Ein Teil der Katzen wird auch nach einer scheinbaren Abheilung weiterhin Virus ausscheiden und damit empfängliche Tiere gefährden.Diagnose und Therapie:
Die Diagnose "Katzenschnupfen" läßt sich aufgrund des Niesens, des Nasen- und Augenausflusses stellen. Allerdings können diese Symptome in seltenen Fällen auch durch andere Erreger (sog. Mycoplasmen, Chlamydien oder auch Bakterien) verursacht werden. Der direkte Nachweis von Herpes- oder Caliciviren ist unter Praxisbedingungen nicht möglich; er wird lediglich in Speziallabors durchgeführt. Zur Zeit gibt es keine Behandlungsmöglichkeiten, mit welchen die Virusvermehrung gezielt unterbunden werden könnte. Bei starken Schnupfensymptomen ist es wichtig, daß die Nasenöffnungen mechanisch offengehalten werden und daß bei eitrigem Nasenausfluß die sog. Sekundärinfektionen, die durch an sich harmlosen Bakterien erfolgen können, durch Verabreichung von Antibiotika bekämpft werden. Bei starken Symptomen haben die erkrankten Tiere mitunter Schwierigkeiten, Wasser aufzunehmen. Der dadurch bedingten Austrocknung ist unbedingt vorzubeugen, wenn notwendig sogar durch Infusionen von Flüssigkeit durch den Tierarzt. Bei entzündlichen Veränderungen des Zahnfleisches und der Zunge ist unbedingt darauf zu achten, das den Tieren weiches Futter zur Verfügung steht, daß nicht weiter zerbissen werden muß und dessen Aufnahme keine zusätzlichen Schmerzen verursacht.
Vorkommen und Bedeutung:
Das Herpes- und Calicivirus sind in der Katzenpopulation weit verbreitet. Sie dürften zusammen für mindestens 75% aller Erkrankungen des Atemapparates verantwortlich sein. Diese beiden Infektionserreger sind besonders für Katzenheime sowie Züchter von Bedeutung, da sie sich dann besonders leicht verbreiten können, wenn Tiere eng zusammen gehalten werden.Impfung:
Seit Mitte der Siebziger Jahre stehen dem Tierarzt Impfstoffe gegen beide Infektionskrankheiten zur Verfügung. Die Grundimmunisierung umfaßt zwei Impfungen im Abstand von drei bis vier Wochen, wobei die erste Impfung nicht vor der achten Lebenswoche erfolgen sollte. Es wird empfohlen, diese Impfungen einmal jährlich zu wiederholen.Andere Maßnahmen zur Infektionskontrolle:
Wenn die Herpesvirusinfektion in einer Zucht vorkommt, muß damit gerechnet werden, daß ein großer Teil der Tiere nach überstandener Infektion latent infiziert bleibt. Dies bedeutet, daß die Katzen zwar gesunden, aber, wie oben erwähnt, auch weiterhin das Virus ausscheiden können. Wenn ein Züchter bei seinen Jungtieren immer wieder Schnupfensymptome entdeckt, sollte er dieses Problem mit dem Tierarzt besprechen, um eine Bekämpfungsstrategie zu erarbeiten. Damit in Tierheimen und Tierkliniken eine Ansteckung mit Herpesvirus vermieden werden kann, sollten die Tiere keinen direkten Kontakt zueinander haben. Wenn Käfige seitlich durch Wände getrennt sind und zwischen gegenüberliegenden mindestens 1,5 m Distanz vorgesehen wird, so kann die Übertragung der Schnupfenerreger wirkungsvoll gehemmt werden.Krankheitsbild und Verlauf:
Die Katzenseuche, welche durch das Parvovirus verursacht wird, beginnt oft mit Mattigkeit, allgemeiner Lustlosigkeit und Reduzierung oder vollständigem Verlust des Appetites. Wenn man in dieser Phase im Enddarm die Temperatur mißt, so läßt sich meistens Fieber mit über 40 °C feststellen. Die normale Körpertemperatur beträgt bei der erwachsenen Katze 38,0°C bis 39,0 °C. Nach etwa einem Tag kehrt die Temperatur auf die Normalwerte zurück, kurz danach steigt sie aber erneut zu einem zweiten Fiebergipfel an. Zum typischen Krankheitsbild gehört Erbrechen, später oft auch Durchfall. Diese für die Katzenseuche typische Form (sog. akuter Verlauf) führt ohne Behandlung innerhalb von wenigen Tagen zum Tod. Die Katzenseuche kann auch einen sehr raschen Verlauf nehmen - dann spricht man vom perakuten Krankheitsverlauf - und innerhalb von wenigen Stunden zum Tod durch Schock führen. Beim perakuten Verlauf wird in der Regel kein Fieber beobachtet.Das Virus und die Übertragung:
Beim Parvovirus handelt es sich um eines der widerstandsfähigsten Viren, die wir kennen. ln der Umgebung kann das Parvovirus jahrelang ansteckend bleiben. Es ist nachgewiesen, daß Katzen sich in Räumen anstecken können, in denen vorgängig andere Tiere lebten, welche mit dem Kot Parvovirus ausscheiden. Für die Infektion am wichtigsten dürfte aber der direkte Kontakt sein. Besonders empfänglich sind Jungtiere im Alter von sechs Wochen bis etwa vier Monaten. Durchfallkot enthält massenhaft Parvoviruspartikel.
Diagnose und Therapie:
Auch hier steht dem Tierarzt ein Test zur Verfügung, mit dem im Kot das Parvovirus direkt nachgewiesen werden kann. Wird der Durchfallkot allerdings erst einige Tage nach Beginn der Erkrankung untersucht, so fällt der Test oft negativ aus. In diesem Fall kann der Tierarzt aufgrund einer Blutuntersuchung dennoch - wenn auch indirekte - Hinweise auf eine Parvovirusinfektion finden. Die Katzenseuche geht nämlich einher mit einem massiven Verlust der weißen Blutkörperchen. Während die Zahl der weißen Blutkörperchen je nach Alter zwischen 6000 und 15000/l Blut liegt, fallen die Werte bei Katzenseuche bis unter 400 Zellen/l ab. Bei der Katzenseuche ist es außerordentlich wichtig, daß mit der Behandlung möglichst rasch begonnen wird.
Die Behandlung zielt darauf ab, den durch den Durchfall entstandenen Flüssigkeitsverlust durch Dauertropfinfusionen von Salzlösungen, denen auch Traubenzucker beigegeben wird, zu beheben. Wenn aufgrund des Durchfalles auch Eiweißstoffe verloren gingen, sollte der Eiweißverlust durch eine Übertragung von Blutplasma oder sogar von Vollblut behoben werden. Der im Verlauf der Katzenseuche auftretende Verlust der weißen Blutkörperchen beraubt die Katze eines wichtigen Abwehrmechanismus gegen Bakterien. Daher werden viele Tierärzte Katzen mit Parvovirusinfektion vorsichtshalber gleichzeitig mit Antibiotika behandeln, um allenfalls vorliegende krankmachende Bakterien an der Vermehrung zu hindern.
Die Heilungschancen der Erkrankung hängen einerseits ab vom Schweregrad und andererseits vom Zeitpunkt des Behandlungsbeginns. Je leichter der Erkrankungsgrad und je früher der Behandlungszeitpunkt, desto größer sind die Chancen einer vollständigen Genesung.Vorkommen und Bedeutung:
Bevor eine Impfung gegen Katzenseuche zur Verfügung stand, war die Katzenseuche weltweit die wichtigste Virusinfektion. Seit der Einführung der Impfung in den frühen Sechziger Jahren hat die Katzenseuche ihre Bedrohung weitgehend verloren. Wird auf die Impfung verzichtet, so kommt es immer wieder zu vereinzelten Fällen von Katzenseuche.Impfung:
Zur Grundimmunisierung sind Jungkatzen im Alter von neun und zwölf Wochen zweimal zu impfen, was am einfachsten zusammen mit der Schnupfenimpfung geschieht. In Katzenzuchten, in denen ein Parvovirusproblem aufgetreten ist, besteht eine erhöhte Infektionsgefahr, weil das Parvovirus auf Böden, in Kotkistchen und an Möbeln jahrelang überleben kann.
In solchen Situationen kann es nötig werden, daß mit der ersten Impfung bereits im Alter von 6 Wochen begonnen wird. Ob dies notwendig ist, ist mit dem Tierarzt zu besprechen. Auch bei der Katzenseuche wird eine jährliche Wiederholungsimpfung empfohlen. Andere Maßnahmen zur Infektionskontrolle: Wegen der außerordentlichen Widerstandsfähigkeit des Parvovirus ist vor allem in Tierheimen, wo die Gefahr einer Einschleppung der Infektion gegeben ist, auf größtmögliche Hygiene zu achten. Insbesondere sind Käfige nach jeder Belegung sorgfältig zu reinigen und zu desinfizieren. Desinfektionsmittel können beim Tierarzt bezogen werdenKrankheitsbild und Verlauf:
Die feline Leukämievirusinfektion (felin= zur Katze gehörend) abgekürzt FeLV, äußert sich in einer ganzen Reihe verschiedener Krankheitsbilder. Das Leukämievirus hat seinen Namen, weil es erstmals im Zusammenhang mit einer Leukämie, d.h. einer krankhaften Vermehrung der weißen Blutzellen gefunden wurde. Das Wort Leukämie (aus dem Griechischen) bedeutet eigentlich "Weißblütigkeit". Die echte Leukämie mit Vermehrung der weißen Blutzellen im Blut tritt bei der Katze interessanterweise selten auf. öfter kommt es zu einer krankhaften Vergrößerung der Lymphknoten, auch Lymphdrüsen genannt, oder des Thymus, einem Lymphdrüsen- ähnlichen Organ im Brustraum.
Wenn Lymphknoten oder Thymus von der Vermehrung der Lymphozyten betroffen sind, spricht man besser von einer Leukose. Viel häufiger als diese Leukosesymptome verursacht das Leukämievirus aber Blutarmut und Immunschwäche.
Die Blutarmut äußert sich für den Tierbesitzer in auffallend bleichen Schleimhäuten in der Maulhöhle und im Auge. Sie entwickelt sich über Wochen und Monate.
Eine Schwächung des Immunsystems läßt sich dann vermuten, wenn das Tier unter Entzündung des Zahnfleisches, schlecht heilenden, eiternden Wunden, Ohrenentzündung, Durchfall und anderen ähnlichen Symptomen leidet. FeLV- bedingte Erkrankungen führen immer zum Tod.
Das Virus und die Übertragung:
Beim FeLV handelt es sich um ein sogen. Retrovirus. Der Name Retrovirus wird vom Lateinischen "retro" = "zurück" abgeleitet und besagt, daß der genetische Code, der in Form einer sogen. RNA (Ribonukleinsäure) vorliegt, zunächst in eine DNA (Desoxyribonukleinsäure) zurücküberschrieben wird und erst von hier aus dazu dient, die im Virus vorkommenden Eiweiße zu produzieren. Zu den Retroviren gehören übrigens auch das feline Immunschwächevirus (siehe weiter unten) sowie das HIV, das menschliche Immunschwächevirus, welches beim Menschen zu AIDS führt. Die Übertragung des FeLVs erfolgt hauptsächlich durch infizierten Speichel. Benutzung gemeinsamer Futtergefäße oder gegenseitiges Belecken führen leicht zur Übertragung der FeLV-Infektion. Nach Aufnahme in der Maulhöhle setzt sich das FeLV in den Lymphozyten, einer speziellen Klasse weißer Blutzellen, fest und wandert ins Knochenmark. Im Knochenmark findet die Vermehrung der weißen und roten Blutkörperchen statt, womit für das FeLV ideale Vermehrungsbedingungen geschaffen sind. Als Folge davon wird der Katzenkörper von Viren überschwemmt, es kommt zur sogen. Virämie, also zum Auftreten des Virus im Blut. Durch die Virämie werden die Speicheldrüsen infiziert und das FeLV wird mit dem Speichel an die Außenwelt ausgeschieden.
Es gibt Katzen, welche nach kurzer Virämiedauer in der Lage sind, die Virämie aufgrund eines funktionierenden Immunsystems zu überwinden. Andere Tiere bleiben zeitlebens virämisch und scheiden große Mengen von infektiösem FeLV aus. Die dauernd infizierten Tiere laufen die größte Gefahr, an einer FeLV-Infektion zu erkranken. Im Durchschnitt sterben die dauernd infizierten Katzen etwa zweieinhalb bis drei Jahren nach Beginn der Infektion. Bei sehr guter Haltung können einzelne Tiere aber wesentlich länger überleben, während schlecht gehaltene Tiere (wenig Zuwendung, unausgeglichene Fütterung, soziale Unverträglichkeit mit anderen Katzen) schon nach kurzer Virämiedauer erkranken und sterben können.Diagnose und Therapie:
Für den Nachweis des FeLV im Blut von Katzen steht heute ein Test zur Verfügung.
Dieser kann entweder durch den Tierarzt selbst durchgeführt oder in ein Labor geschickt werden. Wichtig ist, daß das Personal des Tierarztes in der Durchführung des Tests Erfahrung hat. Im Test wird das FeLV direkt nachgewiesen, wodurch die Ursache der Erkrankung präzise bestimmbar ist. Zur Beurteilung eines positiven Tests ist die Kenntnis des Verlaufs der Infektion wichtig. Viele Katzen können zwar infiziert - also FeLV positiv sein, bleiben aber während Wochen und Monaten völlig gesund. Da viele gesunde Katzen -im Gegensatz zu Tieren mit Krankheitssymptomen- von selbst in der Lage sind, die Infektion zu überwinden, darf ein einzelner positiver Test nicht als Anhaltspunkt für das Einschläfern einer Katze gewertet werden.
Viel eher muß man einer Katze mit positivem Test die Chance geben, von selbst über die Infektion hinwegzukommen. Dies bedeutet, daß man sie nach zwei bis drei Monaten nochmals testen sollte. Wir wissen heute, daß über 40% der gesunden Katzen mit einem positiven Testresultat negativ, d.h. immun werden. Wenn bei einer positiven Katze die Krankheitssymptome schon ausgebrochen sind, sind die Chancen einer Heilung praktisch ausgeschlossen. Da wir keine zuverlässige Therapie kennen, sollte in diesem Fall der schwere Entschluss des Einschläferns nicht allzu lange hinausgeschoben werden.Vorkommen und Bedeutung:
Die FeLV-Infektion ist weltweit verbreitet; sie kommt bei Gruppenhaltung von Katzen mit freiem Auslauf (z.B. Bauernhofkatzen) besonders häufig vor. Je nach Gegend schwankt die Häufigkeit der infizierten Katzen in Westeuropa zwischen 5 und 15%.
Die Bedeutung der FeLV-Infektion ist in den letzten Jahren zurückgegangen, da nicht nur ein Testverfahren zur Verfügung steht, mit welchem infizierte Tiere erkannt und von nichtinfizierten getrennt werden können, sondern auch weil der Tierarzt wirkungsvoll gegen die FeLV-Infektion impfen kann.Impfung:
Seit einigen Jahren stehen verschiedene Impfstoffe zur Verfügung, darunter auch einer, der mittels der Methoden der Gentechnologie hergestellt wird und der sich als außerordentlich wirksam erwiesen hat. Wie die Schnupfenimpfung sollte auch die FeLV-Impfung durch zwei Grundimmunisierungen im Alter von neun und zwölf Wochen erfolgen.
Auch hier wird eine jährliche Wiederholungsimpfung empfohlen. Tiere, bei denen man nicht ausschließen kann, daß sie bereits mit dem FeLV in Kontakt gekommen sind, sind vor der Impfung zu testen. Falls die Impfung ohne Test durchgeführt wird, besteht ein gewisses Risiko, daß man eine bereits infizierte Katze impft. Selbstverständlich nützt in diesem Fall eine Impfung nichts, und die Katze erkrankt und stirbt ausgerechnet an jener Infektion, die man durch die Impfung vermeiden wollte. Wie bei allen Impfungen gilt auch hier, daß der Impfschutz nicht absolut ist.
Andere Maßnahmen zur Infektionskontrolle:
Jede im Test positive Katze kann Virus ausscheiden und - auch wenn sie völlig gesund erscheint- andere Katzen anstecken. Daher sollten FeLV positive Tiere wenn immer möglich von FeLV negativen getrennt gehalten werden. Wie oben erwähnt, kann auch eine geimpfte Katze sich mit dem FeLV infizieren, wenn der sogen. Infektionsdruck groß genug ist. Wenn z.B. ein geimpftes Tier mit einer virämischen Katze, die viel Virus ausscheidet, eng zusammen gehalten wird, die beiden Tiere sich sozial gut vertragen, sich gegenseitig belecken und aus dem gleichen Futtergefäß fressen, so ist es möglich, daß auch das geimpfte Tier sich eine dauernde Virämie zuziehen kann. Zur optimalen Infektionskontrolle ist es daher wichtig, daß dauernd FeLV-ausscheidende Katzen von den geimpften nach Möglichkeit getrennt werden. Ferner sind Tiere, die in ein Ferienheim verbracht werden oder im Zusammenhang mit dem Decken in einen neuen Bestand eingeführt werden, möglichst kurzfristig vor dem Einbringen in den neuen Bestand zu testen. Falls eine Katze wegen FeLV- Infektion eingeschläfert werden mußte, ist die Gefahr der Ansteckung anderer Katzen praktisch sofort nach der Entfernung des infizierten Tieres gebannt. Dies deshalb, weil das FeLV an der Außenwelt außerordentlich empfindlich ist und seine Infektiosität durch Austrocknung rasch verliert.Krankheitsbild und Verlauf:
Die FIV-Infektion führt zu einer Schwächung des Immunsystems der Katze, in deren Folgen es zu den verschiedensten Krankheitszeichen kommen kann.
Häufig beobachtete Zeichen sind allgemeine Unlust, Zahnfleischentzündungen, Schnupfensymptome, schlecht heilende Wunden der Haut, Fieber, vergrößerte Lymphdrüsen und Durchfall. Besonders häufig ist die FIV-Infektion bei älteren, nicht kastrierten Katern mit freiem Auslauf.
FIV-bedingte Erkrankungssymptome können anfänglich vom Tierarzt durch Verabreichung von Antibiotika erfolgreich behandelt werden. Die Katzen bleiben zunächst während einiger Wochen gesund. Danach wird ein neuer Tierarztbesuch notwendig. Mit der Zeit wird die Behandlung immer weniger wirkungsvoll, bis sich der Entscheid des Einschläferns aufdrängt.Das Virus und die Übertragung:
Beim FIV handelt es sich wie beim FELV um ein Retrovirus. Das FIV ist dem Erreger des menschlichen AIDS äußerst ähnlich. Eine Übertragungsgefahr des FIV auf den Menschen ist jedoch in keiner Weise zu befürchten; das FIV kann auch unter Zellkulturbedingungen nicht in menschlichen Blutzellen vermehrt werden.
Das FIV wird hauptsächlich durch Bißverletzungen übertragen, wie sie im Zusammenhang mit der Revierverteidigung durch Kater zu erwarten sind. Eine weitere wichtige Übertragungsmöglichkeit ist der Nackenbiß des Katers beim Paarungsakt. Dagegen überträgt eine FIV-infizierte Katze die Infektion nur in den seltensten Fällen auf die Jungtiere. Eine Übertragung vom Muttertier auf die Jungen erfolgt nur dann, wenn die Virusproduktion in der Mutter ein speziell hohes Maß erreicht hat. Dies ist vor allem dann zu erwarten, wenn die Schwächung des Immunsystems bereits eingesetzt hat und erste Krankheitsanzeichen festgestellt werden können. In einer Felduntersuchung in der Schweiz konnte festgestellt werden, daß die durchschnittliche lnfektionsdauer bis zum Auftreten der Krankheitssymptome etwa vier Jahre beträgt. Eine Übertragung der FIV-Infektion unter sozial gut adaptierten Tieren ist wenig wahrscheinlich. So wurden Katzenkollektive beobachtet, in denen während vieler Jahre einzelne, mit FIV-infizierte Katzen mit nicht infizierten zusammenlebten, ohne daß es zu weiteren Infektionsfällen kam. Das FIV wird zwar durch den Speichel einer infizierten Katze ausgeschieden, verliert aber seine Infektiosität an der Außenwelt sofort. Hat man eine einzeln gehaltene Katze wegen FIV-Infektion verloren, erübrigen sich aufwendige Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen vor Einstellung einer nicht infizierten Katze.Diagnose und Therapie:
Zum Nachweis einer FIV-Infektion stehen Testverfahren zur Verfügung, in welchen Antikörper gegen FIV nachgewiesen werden können. Negative Testresultate sind als äußerst verläßlich zu werten.
Bei gesunden Katzen gefundene positive FIV-Resultate sind nicht sehr zuverläßig und bedürfen einer Bestätigung durch ein zweites, besseres Verfahren. Diese Bestätigung kann in einem sog. Immunfluoreszenztest oder dem sog. Western Blot, welche beide von verschiedenen Speziallaboratorien offeriert werden, bestehen. Da der Krankheitsverlauf der FIV-Infektion sich über viele Wochen und Monate erstrecken kann und die Krankheitszeichen anfänglich wenig schlimm, später immer gravierender sind, kann zumindest zu Beginn der Erkrankung ein Behandlungsversuch gemacht werden. Da wegen der Immunschwäche vor allem bakterielle Infektionen begünstigt werden, lassen sich die Krankheitssymptome durch Antibiotikabehandlung verbessern. Mit zunehmender Krankheitsdauer wird der Behandlungserfolg schlechter und schlußendlich müssen die Tiere eingeschläfert. werden.Vorkommen und Bedeutung:
Die FIV-Infektion kommt in der Schweiz, Deutschland und Österreich insgesamt nicht häufig vor. Von der gesamten Katzenpopulation sind nur wenige Prozent betroffen. In Frankreich, England, Italien sowie in den nördlichen Ländern Europas ist die FIV-Häufigkeit dagegen wesentlich größer.
Die Ursachen für diese Häufigkeitsunterschiede in den verschiedenen Ländern sind nicht bekannt. Dagegen kann die FIV-Infektion in bestimmten Risikogruppen, z.B. auf Bauernhöfen, in erhöhter Häufigkeit beobachtet werden.
Neben der Hauskatze kommt die FIV-Infektion auch bei in zoologischen Gärten gehaltenen Wildkatzen sowie in einzelnen Nationalparks in Ost- und Südafrika in großer Häufigkeit vor. Ob die FIV-Infektion bei wild lebenden Löwen wie bei der Hauskatze zu Immunschwäche führt, ist nicht bekannt.Impfung:
Ein Impfstoff gegen die FIV-Infektion steht zur Zeit nicht zur Verfügung. Es ist nicht zu zweifeln, daß dereinst ein Impfstoff entwickelt werden kann. Bei der Entwicklung eines FIV-Impfstoffes, an der in verschiedenen Laboratorien gearbeitet wird, stellen sich wissenschaftlich ähnliche Probleme wie bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen die HIV-Infektion des Menschen.Andere Maßnahmen zur Infektionskontrolle:
Für Katzenzüchter geht die größte Gefahr einer FIV-Infektion von einem unerkannt FIV-positiven Kater aus. Im Zweifelsfalle gebietet daher die Vorsicht, daß Zuchtkater periodisch getestet werden.Krankheitsbild und Verlauf:Tollwut bei Katzen kommt praktisch nur in Gebieten vor, in denen Tollwut bei der wild lebenden Fuchspopulation aufgetreten ist. Vor allem sind Katzen mit freiem Auslauf in Waldnähe betroffen. Nach Kontakt mit einem an Tollwut erkrankten Tier kommt es bei der Katze nach einer Inkubationsdauer von bis zu zwei Monaten zunächst zu Wesensveränderungen, indem zutrauliche Tiere aggressiv und scheue Katzen plötzlich zutraulich werden. Nach wenigen Tagen tritt die Erkrankung in das Stadium der sog. rasenden Wut, welche durch Ruhelosigkeit, Muskelzuckungen und Gleichgewichtsstörungen erkennbar ist. Nach zwei bis vier Tagen der rasenden Form zeigen die Katzen Speichelfluß und Würgesymptome. Schlußendlich kommt es zu Krämpfen und Lähmungen und danach zum Tod. Das Virus und die Übertragung:Das Tollwutvirus wird in Europa hauptsächlich durch den Fuchs übertragen. In Gegenden, wo die Füchse nicht mit Tollwut infiziert sind, kommen auch bei Haustieren keine Tollwutfälle vor. In Nord- und Südamerika ist die Situation komplizierter, da dort u.a. auch Waschbären sowie Fledermäuse infiziert sein können.Diagnose und Therapie:Die Verdachtsdiagnose einer Tollwutinfektion kann aufgrund der Krankheitssymptome gestellt werden. Die abschließende Diagnose läßt sich aber nur am getöteten Tier in Speziallabors stellen. Ein einmal erkranktes Tier läßt sich nicht therapieren. Vorkommen und Bedeutung:
In der Schweiz und in weiten Teilen Deutschlands ist die Tollwut kein Thema mehr, da durch die Impfung der Fuchspopulationen die Ausbreitung der Tollwut wirkungsvoll unterbrochen werden konnte.In Gegenden mit Fuchstollwut spielt die Tollwutinfektion der Katze vor allem für den Menschen eine Rolle: Aufgrund jahrelanger Untersuchungen durch die Schweizerische Tollwutzentrale ist bekannt, daß über 75 % der Personen, welche notfallmäßig gegen Tollwut geimpft werden mußten, vorgängig durch eine Katze gebissen worden waren. Selbstverständlich waren nicht alle der aggressiven Katzen infiziert. Da man dies aber im Einzelfall nicht sicher weiß, entscheidet man sich für die Impfung der gebissenen Personen. Der Katze kommt also vor allem im Zusammenhang mit der Gefährdung des Menschen eine große Bedeutung zu, aber auch nur dann, wenn es zum Biß kommt und wenn in der betroffenen Gegend Tollwutfälle bei Füchsen eingetreten sind. Impfung:
In Gebieten mit Fuchstollwut ist die Impfung von freilaufenden Katzen zu empfehlen. Die Grundimmunisierung besteht aus einer einmaligen Impfung im Alter von mindestens vier Monaten gefolgt von einer Revakzinierung in zweijährigem Abstand (Vorschriften gültig für die Schweiz). Bezüglich Mindestalter und Revakzinierungshäufigkeit sind unbedingt die örtlich geltenden Vorschriften der Veterinärbehörden zu berücksichtigen.Andere Maßnahmen zur Infektionskontrolle:
Das Risiko einer Tollwutinfektion der Hauskatze kann in Gebieten mit Wildtollwut nur dadurch vermindert werden, daß Katzen am freien Auslauf gehindert werden.
Ein winziger Erreger mit einen komplizierten Entwicklungsszyklus
Der Erreger der Toxoplasmose, Toxoplasma gondii, ist ein nur aus einer einzigen Zelle bestehender Parasit, der weltweit bei vielen Wirbeltieren und dem Menschen vorkommt. Bei seiner Entwicklung unterscheidet man einen Zwischen- und einen Endwirt. Der einzige bekannte Endwirt ist die Katze (und Katzenartige, in Europa z. B. Luchs und Wildkatze), die bei der Verbreitung der Infektion eine Schlüsselrolle einnimmt. Sie infiziert sich durch das Fressen von Beutetieren oder die Fütterung von rohem Fleisch, in denen/dem Toxoplasma-Zysten (siehe unten) enthalten sind. Nach unterschiedlichen Vermehrungszyklen, die etwa 3-9 Tage dauern, scheidet die Katze mit dem Kot ca. 1 - 14 Tage lang widerstandsfähige Dauerstadien, die sogenannten Oozysten aus. Diese werden erst nach 2-4 Tagen bei ausreichender Sauerstoffzufuhr, Feuchtigkeit und Temperatur durch eine Art Reifung ("Sporulierung") infektionstüchtig. In Abhängigkeit von den Umweltbedingungen können sie dann bis zu mehreren Jahren überleben. Infiziert sich ein Zwischenwirt (Mensch, viele Wirbeltiere, auch die Katze) durch die Aufnahme von Oozysten, findet eine ungeschlechtliche Vermehrung statt, in deren Verlauf sich vorwiegend in der Muskulatur und dem Gehirn des Zwischenwirtes Zysten entwickeln. Bei der Katze, die ja gleichzeitig auch Endwirt ist, kommt es zusätzlich wiederum zur Ausscheidung von Oozysten, über die die Toxoplasmose weiterverbreitet wird.Toxoplasmose bei der Katze
Die Erkrankung kann Katzen jeden Alters betreffen und akut oder chronisch verlaufen. In vielen Fällen bleibt sie weitgehend symptomlos. Vor allem wenn die Katze selbst Zwischenwirt ist (siehe oben), können Krankheitszeichen von Futterverweigerung, Fieber, Atemnot, Leberschäden und Augenveränderungen bis zu zentralnervösen Symptomen auftreten. Schwere, auch tödliche Krankheitsverlaufe werden meist nur bei Neugeborenen beobachtet, die sich schon im Mutterleib (dritte Ansteckungsmöglichkeit für die Katze) mit diesem winzigen Parasiten des infiziert haben. Die Ausscheidung von Oozysten wird vor allem bei jungen Katzen gelegentlich von Durchfall begleitet. Hat sich eine Katze einmal mit Toxoplasma gondii angesteckt, entwickelt ihr Körper Abwehrstoffe (Antikörper) dagegen und spezialisiert bestimmte Zellen des Immunsystems auf den Erreger. Dadurch kommt es beim nächsten Kontakt mit Toxoplasma gondii dann nur noch bei etwa einem Zehntel der Katzen zur Ausscheidung von Oozysten. Einen vollständigen Schutz gegen die Toxoplasmose erlangen die Tiere jedoch nicht. Auch ist es nicht ganz ausgeschlossen, daß eine nur einmal infizierte Katze zu einem späteren Zeitpunkt erneut Oozysten mit dem Kot ausscheidet.Das Problem mit der DiagnoseToxoplasmose
Die Oozysten im Katzenkot lassen sich durch eine einfache Kotuntersuchung nachweisen. Da die Ausscheidung dieser Dauerstadien in der Regel
nur über etwa 14 Tage erfolgt, ist ein negatives Untersuchtmgsergebnis jedoch keinesfalls der Beweis, daß die Katze toxoplasmosefrei ist. Finden sich
Oozysten im Kot der Katze, sollte sie umgehend mit Medikamenten behandelt werden, die die Oozystenausscheidung eindämmen. Eine erfolgte Infektion
mit Toxoplasma gondii ist weiterhin über den Nachweis der von der Katze gebildeten Antikörper im Blut feststellbar. In Mitteleuropa sind 20-90% der
Katzen Antikörper-positiv, haben sich also in ihrem Leben bereits mit dem Erreger auseinandergesetzt. Allerdings erlaubt dieser Test keine Aussage
darüber, ob und wann das Tier Oozysten ausscheidet und somit ein Infektionsrisiko für den Menschen darstellt.
Die Infektion des Menschen und ihre Folgen
Der Mensch infiziert sich durch Verzehr von zystenhaltigem rohen Fleisch (u. a. Schweinefleisch) oder die Aufnahme von Oozysten. Eine direkte Infektion des Menschen durch Kontakt zu einer Katze ist sehr unwahrscheinlich, da nicht damit zu rechnen ist, daß infektionstüchtige Oozysten am Fell haften. Ein hohes Risiko besteht dagegen bei Kontakt mit Erde, in der von Katzen abgesetzte Oozysten sehr lange überleben. Bei gesunden Personen mit einem funktionsfähigen Abwehrsystem verläuft die Infektion meist unbemerkt, zum Teil treten leichtes Fieber, Abgeschlagenheit, Muskel- oder Leibschmerzen auf. Abwehrgeschwächte Menschen (z. B. Aids-Patienten) zeigen dagegen auch schwere Krankheitsformen mit einer Vielzahl vor Symptomen. Eine dritte Infektionsmöglichkeit für Toxoplasmose ist die Übertragung des Erregers auf das Ungeborene im Mutterleib. Sie kann nur dann stattfinden, wenn sich eine Frau während der Schwangerschaft zum ersten Mal mit dem Toxoplasmoseerreger infiziert. Mögliche Folgen sind Abort, Totgeburt, eine schwere Erkrankung des Neugeborenen oder eine zunächst symptomlose Infektion des Kindes, die erst nach Monaten oder sogar Jahren durch Schäden am Zentralnervensystem oder den Augen in Erscheinung tritt. Ein Bluttest auf Antikörper gegen Toxoplasmen vor der Schwangerschaft gibt Aufschluß darüber, ob die Frau schon einmal in ihrem Leben eine Toxoplasmose durchgemacht hat und ihr Kind somit geschützt ist. Ist dieser Test negativ, sollte die werdende Mutter besonders auf vorbeugende Maßnahmen achten (siehe unten). Wird bei einer Schwangeren durch eine Blutuntersuchung eine frische Toxoplasmoseinfektion nachgewiesen, können die Schäden für das Kind durch eine rechtzeitige Behandlung mit Medikamenten verhindert oder begrenzt werden.Wie kann man vorbeugen?Unter Berücksichtigung des Entwicklungszyklus des Parasiten und der Infektionsmöglichkeiten ergeben sich einige Vorbeugemaßnahmen:
1. Der Erreger
Chlamydien (Chl.) sind obligat intrazelluläre Mikroorganismen. Da sie auf den Zellstoffwechsel der Wirtszelle angewiesen sind, wurden sie oft als große Viren angesehen. Bestimmte Eigenschaften stellen sie aber doch in die Gruppe der gramnegativen Bakterien. Neben den seit langem bekannten Arten Chl. trachomatis und Chl. psittaci wurde vor einiger Zeit noch Chl. pneumoniae beschrieben. Für unsere Haustiere ist jedoch nur Chl. psittaci pathogen. Diese Art ist weltweit verbreitet und hat ein sehr breites Wirtsspektrum. Die Chlamydien besitzen einen komplizierten Vermehrungszyklus. Die infektiöse Einheit ist das Elementarkörperchen, das durch Phagozytose in eine zytoplasmatische Vakuole aufgenommen wird. Dort reift es zum ca. 1µm großen Retikularkörperchen, welches sich vielfach teilt. Die neuen Retikularkörperchen kondensieren und bilden wieder infektiöse Elementarkörperchen. Dieser Zyklus dauert ca. 2 Tage. Die Zielzellen der Chlamydien sind häufig die Epithelzellen der Schleimhäute.2. Die Symptomatik
Viele Jahre wurde die Chlamydiose der Katze irreführend auch als "Katzenpneumonie" bezeichnet. Tatsächlich spielt aber der Symptomenkomplex der Pneumonie nur eine untergeordnete Rolle in der Erkrankung der Katze. Das Leitsymptom ist vielmehr eine seröse Konjunktivitis, die unilateral beginnt und nach einigen Tagen das zweite Auge mit erfaßt. Der Ausfluß kann besonders bei sekundärer Beteiligung von Bakterien mukopurulent werden. Es treten auch Chemosis und Blepharospasmus auf. In schweren Fällen entwickelt sich eine follikuläre Hyperplasie oder sogar eine Keratokonjunktivitis mit Ulzerationen der Hornhaut. Die Konjunktivitis kann 8 Wochen oder länger bestehen bleiben. Weitere akute Symptome können eine leichte Rhinitis und Fieber sein. Am häufigsten sind Tiere zwischen 5 Wochen und 9 Monaten betroffen. Es ist aber auch eine Konjunktivitis neonatalis beschrieben. Bei den Katzenwelpen besteht dann bereits beim Öffnen der Augen eine schwere Konjunktivitis, die häufig auf eine intrapartum erworbene Chlamydieninfektion zurückgeht.
Unbehandelt kann die Chlamydiose nach einiger Zeit abklingen. Es kann sich jedoch ein latenter Carrier-Status entwickeln, in dessen Verlauf Rezidive möglich sind. Die Chlamydiose der Katze wurde seit der Entdeckung des viralen Katzenschnupfenkomplexes in den 50er Jahren oft in ihrer Bedeutung unterschätzt; ein Umstand der auch heute noch Gültigkeit hat. In Großbritannien werden bei 30% der Katzen mit Konjunktivitis Chlamydien als Ursache gefunden. Mischinfektionen mit Viren können auftreten.3. Epidemiologie
Obwohl verschiedene Biotypen von Chl. psittaci zu existieren scheinen, die eine unterschiedliche Wirtsspezifität haben, kann es zur Übertragung des Erregers zwischen Haustieren (z.B. Vogel® Katze) oder auf den Menschen kommen. Der Übertragungsmodus ließ sich dabei nicht bei allen bekannt gewordenen Fällen hinlänglich klären. Der Erreger gilt jedoch als hochkontagiös und kann durch Tröpfcheninfektion oder fäkalen Staub übertragen werden. Bei Katzen ist auch eine vaginale Ausscheidung bekannt. So können ganze Bestände bzw. Zuchten durchseucht werden. Latent infizierte Carrier erhöhen das Erkrankungsrisiko für die anderen Tiere deutlich. Bei einer Therapie sollte daher immer ein ganzer Bestand behandelt werden. Wegen des hohen Zoonoserisikos (besonders von Vögeln ausgehend) und der möglichen Komplikationen (z.B. Hornhautulzera bei der Katze) sollte die Diagnosestellung immer durch den Erregernachweis abgesichert werden.4. Diagnostik
Da Chlamydien streng intrazellulär parasitieren, sind sie mit den normalen bakteriologischen Methoden nicht nachzuweisen. Die Anzucht erfolgt über die Zellkultur oder im Hühnerei. Hierzu ist es zwingend erforderlich, daß die Chlamydien zum Zeitpunkt der Laboruntersuchung in ausreichender Menge vermehrungsfähig sind. Die Anzucht ist darüber hinaus zeitaufwendig. Sie ist daher durch andere Nachweismethoden abgelöst worden. In der Routinediagnostik weist man die Chlamydien heute indirekt serologisch (Antikörpernachweis) oder direkt durch den Antigennachweis nach. Der Antikörpernachweis ist weniger aussagekräftig, da nur ein eindeutiger Titeranstieg beweisend für eine akute Infektion ist. Impftiter und Titer, die nach einer überstandenen Infektion bestehen bleiben, können die Interpretation eines serologischen Ergebnisses erschweren. Nach neueren Untersuchungen aus Großbritannien sind 9% der gesunden Katzen seropositiv. Für die serologische Untersuchung wird 0,2 ml Serum oder Plasma benötigt.
Die aussagekräftigsten Ergebnisse ergibt der Antigennachweis, der mittels Immunfluoreszenz (IF), Enzymimmunoassay (EIA) oder Polymerase Chain Reaction (PCR) durchgeführt wird. Bei allen drei Methoden werden auch Chlamydien nachgewiesen, die zum Zeitpunkt der Laboruntersuchung nicht mehr vermehrungsfähig sind. Der EIA stellt zum derzeitigen Zeitpunkt die Methode der Wahl dar. Zur Untersuchung kommt ein Tupfer, der in ein spezielles Medium verbracht und so in das Labor verschickt werden muß. Tupfer und das entsprechende Medium werden vom Labor zur Verfügung gestellt. Bei der Probenentnahme sollte vor dem Tupfern Eiter oder überschüssiger Schleim und Sekret von der Schleimhaut entfernt werden. Nur so kann eine möglichst große Zellzahl und damit auch eine ausreichende Menge an intrazellulär vorliegenden Chlamydien gewonnen werden. Es sollte also "beherzt" getupfert werden. Der Tupfer muß danach sofort in das beiliegende Transportgefäß überführt werden und sollte möglichst bald an das Labor zurückgeschickt werden. Wegen des höheren Zellgehalts ist die Untersuchung eines Kloakentupfers bei Vögeln weit aussagekräftiger als die einer Kotprobe. Soll der Antigennachweis immunfluoreszenzmikroskopisch geführt werden, so wird beim Tupfern genauso verfahren wie für den EIA beschrieben. Der Tupfer wird dann anschließend auf einem Objektträger abgerollt und dieser luftgetrocknet verschickt. Alternativ kann der Tupfer mit Kochsalzlösung angefeuchtet und verschickt werden.5. Eigene Untersuchungen im Labor von LABOKLIN
Untersuchungen im Labor von LABOKLIN mit dem Chlamydien-EIA waren bei den Katzen 19% der verdächtigen Proben positiv. Dabei handelte es sich sowohl um Augenabstriche, als auch um nicht näher spezifiziertes Abstrichmaterial. Chlamydien müssen bei der Katze trotz der mittlerweile weit verbreiteten Impfung als wichtige Differentialdiagnose gerade bei Konjunktivitiden gelten.
Bei den zur Untersuchung gelangten Vögeln muß zwischen Kotproben und Kloakenabstrichen einerseits und sonstigen Abstrichen (Augen, Nasen/Rachenraum, nicht spezifiziert) andererseits unterschieden werden. Die Kotproben bzw. Kloakenabstriche waren zu 19% positiv, die sonstigen Abstriche waren zu fast 9% positiv. Bei Vögeln mit Verdacht auf eine Psittakose bzw. eine Ornithose sollte daher bevorzugt ein Kloakentupfer zur Untersuchung kommen.
Bei den zur Einsendung gelangten Proben von Vertretern anderer Spezies wie Hunden, Rindern, Pferden und kleinen Nagern waren ebenfalls positive Ergebnisse festzustellen. Der zu kleine Probenumfang erlaubt hier jedoch keine prozentualen Angaben.6. Behandlung
Eine nachgewiesene Chlamydieninfektion sollte auf jeden Fall antibiotisch behandelt werden. Mittel der Wahl sind die Tetrazykline. Bei Augenaffektionen sollen Oxytetrazyklin-haltige Salben wirksamer sein, als Chlortetrazyklin-haltige. Die Augensalbe sollte mindestens 2 Wochen über das Abklingen der Symptome hinaus 4x täglich gegeben werden, da die Chlamydien durch ihren intrazellulären Sitz von den Wirkstoffen nur schwer erreicht werden. Kortikosteroide sind kontraindiziert. Die topische Therapie sollte besonders in schweren Fällen durch die systemische Gabe von Tetrazyklinen und Paramunitätsinducern unterstützt werden, wobei 3-4 Wochen behandelt werden sollte. Bei einer Überreaktion gegen die Augensalbe kann ersatzweise eine Erythromycin-haltige Salbe angewendet werden. In Fällen in denen Tetrazykline nicht verabreicht werden können (Jungtiere, trächtige Tiere), kann auch Erythromycin oder Tylosin systemisch eingesetzt werden.
Für Katzen ist eine Impfung gegen Chl. psittaci seit einiger Zeit in Deutschland erhältlich.
Bei Papageien und Sittichen ist die Isolierung von Chl. psittaci anzeigepflichtig (Psittakose). Bei anderen Vogelarten ist sie meldepflichtig (Ornithose). Die weiteren Maßnahmen regelt die Psittakose-Verordnung. Sie liegen daher in den Händen des jeweiligen Amtstierarztes.
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